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Aufräumen Neu Umsetzen und Kontrolle

Keine Angst vor Zoff: In jedem Konflikt liegt eine Chance

In meinen Führungsseminaren geht es auch um die Frage, wie man mit Konflikten im eigenen Unternehmen umgeht. Nur selten gibt es Teilnehmer, die das Thema von der positiven Seite sehen und wissen, wie sie Konflikte wirklich lösen können. Wenn ich dann Rückfragen stelle, werden drei Optionen genannt, die meist aufeinander aufbauen.

  1. Option Nummer 1: Problem ignorieren und einfach mal laufen lassen! Aber regelt sich das Problem dann wirklich von ganz allein? Ehrlich gesagt passiert das eher selten. Viel wahrscheinlicher ist, dass das Problem im Laufe der Zeit größer wird und erneut aufpoppt.
  2. Dann folgt erfahrungsgemäß die zweite Option: Der Unternehmer spricht ein Machtwort! Gut ist, dass dann für den Moment Ruhe ist. Schlecht ist, dass damit das Thema trotzdem nicht aus der Welt ist. Auch wenn ich als Unternehmer dann nichts mehr mitbekomme, schwelt der Konflikt im Verborgenen weiter und taucht irgendwann an anderer Stelle wieder auf.
  3. Die dritte Option, die dann folgt, ist: Wenn es gar nicht besser wird, werfe ich die Leute eben raus!

Wahrscheinlich gibt es klügere Arten mit Konflikten umzugehen. Dazu gleich mehr. Aber erstmal kurz zum Unterschied zwischen unproduktiven und potenziell produktiven Konflikten. Ein gutes Beispiel für unproduktive Konflikte sind Ehepaare, die sich immer wegen des Fernsehprogramms in die Wolle kriegen. Das geht endlos über Jahre, wenn nicht sogar bis zur Goldenen Hochzeit und führt normalerweise zu keinem Ergebnis.Solche Konflikte lösen sich nur dann, wenn ich die Rahmenbedingungen ändere. Variante 1: Fernseher komplett abschaffen. Variante 2: einen zweiten Fernseher anschaffen. Vielleicht schafft sich aber auch einer der beiden ein neues Hobby oder einen neuen Partner an. Ähnlich ist es mit festgefahrenen Kommunikationsmustern. Ehepaar beim Mittagessen. Sie fragt: „Schmeckt es dir?“ Er antwortet: „Suchst du schon wieder Streit?“

Zu den tendenziell produktiven Konflikten gehört beispielsweise die Diskussion zwischen Vertrieb und Produktion um die strategische Ausrichtung der Firma für die nächsten Jahre. Die Produktion will alles möglichst perfekt machen, der Vertrieb will möglichst viel verkaufen. Das kann sich beißen, das kann aber durchaus auch zu genialen Ergebnissen führen – und genau hier steckt unwahrscheinlich viel Potential für Produktivität.

Heftige Diskussion, geniale Lösung

Für mich haben Konflikte immer auch etwas Positives. Denn wenn es mal keine Konflikte mehr gibt, gibt es keine gemeinsame Interessensbasis mehr, die die Leute verbindet. Bleiben wir bei den Unternehmen. Streiten sich zwei Abteilungen um die Zuteilung von Ressourcen, könnte das gemeinsame Ziel sein, die Firma voranzubringen. Hat man dieses Ziel benannt und kommuniziert, kann auch aus einer recht heftigen Diskussion eine Lösung entstehen, an die bisher niemand gedacht hat. Übrigens: Meiner Erfahrung nach lohnt es sich immer, auch die Gegenseite anzuhören. Niemand hat den besten Blick auf alles, die beste Perspektive. Die Wahrscheinlichkeit, dass die andere Partei auch eine relevante Perspektive hat, ist hoch. Hier gibt es einen Zaubersatz, mit dem man auf andere Meinungen reagieren kann: „An dem, was du sagst, ist was dran.“ Der hilft insbesondere, wenn man noch gar nicht sieht, was dran sein könnte. Aber wenn man schon mal A gesagt hat, kommt meist auch B.

In jedem Unternehmen gibt es mal Konflikte, sicher auch in deinem. Was du in solchen Situationen tun kannst? Die Antwort ist simpel. Suche zuerst nach dem einen gemeinsamen Ziel. Dann suche die unterschiedlichen Sichtweisen, die zu den unterschiedlichen Handlungsideen führen. Das können Glaubenssätze sein, Wahrnehmungsmuster oder Erfahrungen. Im dritten Schritt lässt du die jeweilige Gegenseite den Wert in der anderen Sichtweise herausarbeiten. Es gibt nahezu keine Sichtweise, die so blöd ist, dass gar kein Wert darin liegt. Idealerweise entsteht so am Ende eine Idee, die auf einer umfassenderen Perspektive beruht. Diese ist dann kein müder Kompromiss, sondern etwas neues, das nur bei einem tieferen gemeinsamen Verständnis entstehen konnte.

Dazu ein Beispiel aus dem Firmenalltag. Mitarbeiter A beschwert sich über Mitarbeiter B. Denn B ist chaotisch und lässt überall sein Werkzeug rumliegen. Mitarbeiter B wirft dagegen Mitarbeiter A vor, faul zu sein und deshalb mit keiner Aufgabe rechtzeitig fertig zu werden. Gegenseitig schieben sie sich die Schuld in die Schuhe, weil sie unterschiedliche Perspektiven haben. Dabei, und das nehme ich jetzt einfach mal an, wollen beide das Beste für die Firma. An diesem Ankerpunkt kann man ansetzen und sich die Argumente anhören. Mitarbeiter A will, dass B in der Werkstatt Ordnung hält, damit niemand mehr nach Werkzeug suchen muss. Auf der sachlichen Ebene hat A recht, Ordnung spart Zeit. Aber die Sichtweise von B ist auch wichtig! Verärgerte Kunden kann sich auf Dauer niemand leisten. Terminzusagen müssen eingehalten werden. In diesem Konflikt steckt Veränderungsenergie. Die kann ich dazu nutzen, ein neues Ordnungssystem für die Firma zu entwickeln, das am Ende für beide Mitarbeiter eine Verbesserung bringt.

Konflikte sind also wertvoll. Deshalb möchte ich dir noch ein anti-intuitives Führungs-Tool vorstellen.

Verfahrene Situation? Konflikt selbst auslösen!

Jeder Unternehmer ist froh über jeden einzelnen Konflikt, den er dauerhaft lösen konnte. Ein Tool, das im ersten Moment vielleicht absurd in deinen Ohren klingt: Konflikte bewusst auslösen, um eine Auseinandersetzung zu erzwingen. Teste es ruhig mal. Denn das bewusste Auslösen von Konflikten führt zu einer Integration unterschiedlicher Perspektiven und am Ende zu einer unglaublichen Klarheit.

Vielleicht sollte man sich also nicht immer nur fragen, wie man den Konflikt aus dem Unternehmen rausbekommt – sondern an welcher Stelle im Unternehmen ein Konflikt richtig produktiv werden könnte. Das ist oftmals der Fall, wenn sich aufgrund von Gewohnheiten vieles verfestigt hat. Einen Konflikt auszulösen kann da der Opener sein. Ich denke da zum Beispiel an Abteilungen, in denen sich alle einen gemütlichen Lenz machen. Finde ich einen neuen, initiativen Mitarbeiter und lobe ihn häufig vor der alten Belegschaft, könnte das knirschen. Aber dadurch brechen Dinge auf, die verfestigt sind. Ein Lösungsweg ohne Konflikte ist oft vorzuziehen, aber dieser Weg geht viel schneller und einfacher.

Vom Konfliktvermeider zur Führungspersönlichkeit: Mehr zum Thema gibt es in meinem Business-Roman „Mein Wille geschehe – Führung für Unternehmer“ und in den Seminaren Führung für Unternehmer I und Führung für Unternehmer II.

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