Die drei Metamodelle der Führung: Folge 1 – Grundlagen
Ich habe die drei Metamodelle der Führung entwickelt, nachdem ich merkte, dass mir bei den bisherigen Führungsbüchern immer irgendetwas gefehlt hat. Ich habe in den letzten Jahren sicher an die 200 Bücher in dem Bereich gelesen, aber jedes Mal hatte ich das Gefühl, dass der Autor vor allem über seine eigenen Präferenzen schreibt. Der eine fokussiert sich auf Jahreszielgespräche, der andere legt besonderen Wert auf das Finden der richtigen Mitarbeiter, der nächste greift sich das Teambuilding heraus oder die Motivation von Mitarbeitern. Was aber allen fehlt ist ein übergreifendes Ganzes. Als ich das festgestellt hatte war mir klar, dass dadurch eine große Beliebigkeit bei den unterschiedlichen Herangehensweisen zum Ausdruck kam und dass sich diese in der Unsicherheit der Unternehmer widerspiegelt. Das ist auch kein Wunder, denn wenn ich drei oder vier unterschiedliche Führungsbücher lese, welches gilt dann für mich? Was ist die gemeinsame Grundlage und wie passen diese Bücher alle zusammen?
Wenn ich aber in Sachen Führungstheorie keine Sicherheit habe, dann habe ich diese natürlich auch nicht in meinem Handeln. Wenn zu mir nämlich ein Mitarbeiter kommt und etwas von mir möchte, wie soll ich da agieren? So wie ich es früher gelernt habe, oder so, wie ich es im ersten, im zweiten, oder doch lieber dritten Buch gelesen habe? Ich habe auf einmal fünf Modelle im Kopf, größtenteils unterbewusst, und das Ergebnis davon kann nur Verwirrung sein. Ich kann in diesem Zustand unmöglich wissen, wie ich meinem Mitarbeiter nun entgegentrete und wie ich ihn richtig führe. Deswegen habe ich mich gefragt, ob es vielleicht ein grundlegendes Modell gibt, das mir hier helfen kann. Ein Modell, das mir erst mal sagt, wozu Führung überhaupt dient und wie ich alles, was mit Führung zusammenhängt, inklusive der verschiedenen Führungsstile, kategorisieren kann. Damit hätte ich die Möglichkeit, in meinem Kopf eine Art Schubladensystem zu etablieren, bei dem ich, immer wenn jemand etwas über Führung schreibt oder mir etwas in einem Seminar dazu erzählt, genau sagen kann, was jetzt wohin gehört. So kann ich dann auch beurteilen, ob ich das in der jetzigen Situation gerade brauche, oder ob ich es lieber erst einmal in meinem Gedankenarchiv ablege und irgendwann später erst heraushole. Ich wollte also die wirklichen Basics schaffen, denn bisher standen die Erfahrungen und Vorlieben der anderen Autoren nur nebeneinander, aber in keinem direkten Zusammenhang.
Ein anderer Punkt muss hier aber auch noch erwähnt werden, nämlich der Unterschied zwischen einem Handlungs- und einem Wahrnehmungsmodell. In den meisten Büchern, und auch bei den meisten Seminaren, erwarten die Teilnehmer, und die Referenten liefern es ganz oft auch, sogenannte Handlungsmodelle. Handlungsmodelle sind zum Beispiel “In 7 einfachen Schritten zum Erfolg“, “Wenn Sie diesen 4 Schritten folgen dann funktioniert ihr Facebook-Marketing“ oder “Wenn Sie diese 29 Schritte machen, dann sind sie Millionär“. Mit anderen Worten, es sind genaue Anleitungen, um ein Ziel zu erreichen. Das klingt verlockend, hat aber meiner Meinung nach einen großen Haken. Nehmen wir mal ein Beispiel für ein Handlungsmodell, nämlich dass mich jemand fragt, wie er denn am besten nach Frankfurt kommt. Als jemand, der in der Nähe von Freiburg lebt, würde ich ihm erst mal vorschlagen, die Autobahn zu nehmen und solange auf der A5 zu bleiben, bis Frankfurt ausgeschildert ist. Klingt nach einem guten Handlungsmodell, bringt aber den meisten Lesern dieses Blogs nichts. Die sitzen nämlich nicht in Freiburg, sondern vielleicht in München, Dresden oder Hamburg. In dem Fall haben sie jetzt aber ein Problem, weil sie mit diesem konkreten Handlungsmodell gar nichts anfangen können.
Genau hier liegt das Problem. Ein Handlungsmodell funktioniert eigentlich nur, wenn ich sowohl einen fixen Ausgangs- als auch Zielpunkt habe und auch klar ist, wie ich dieses denn genau erreichen möchte. In unserem Beispiel macht es einen deutlichen Unterschied, ob ich jetzt mit dem Auto oder dem Zug nach Frankfurt möchte. Entsprechend sind natürlich auch die Handlungsmodelle unterschiedlich. Im Falle von Unternehmern kommen die Leute nun oft her und wünschen sich erfolgreich zu werden, und dann bekommen sie irgendein Handlungsmodell in die Hand gedrückt. Das passt aber weder zur Ausgangssituation noch zur gewünschten Endsituation und die genaue Art, wie sie diesen Erfolg erreichen möchten, ist ebenfalls nicht berücksichtigt. Das mag manchmal vielleicht zufällig passen, aber meist stimmt es eben nicht überein und dann klappt es auch nicht.
Ich habe da eine andere Lösung. Anstatt einem Menschen zu sagen, wie er nach Frankfurt kommt, drücke ich ihm einfach ein Navi in die Hand. Wenn ich ihm dann erkläre, wie das Navi funktioniert, kommt er nämlich von selbst nach Frankfurt. Und genau dieses Navi ist für mich jetzt eine Art Wahrnehmungsmodell. Statt dir zu sagen “Mache a, b, c und d“ gebe ich Dir eine Hilfe an die Hand, mit der Du die Welt auf andere Art und Weise wahrnimmst. Nehmen wir mal ein Beispiel, das alle kennen, die meine Bücher gelesen haben, nämlich die Unterscheidung von Fachkraft, Manager und Unternehmer. Ein Unternehmer hockt am Anfang oft an seinem Schreibtisch und arbeitet 14 Stunden am Tag, wovon ihn mindestens 13 Stunden richtig nerven. In dem Moment, wo ihm aber klar wird, dass es im Unternehmen die Unterteilung in die Fachkraft-, Manager- und Unternehmerrolle gibt, hat er auf einmal neue Kategorien im Kopf und eine neue Wahrnehmung. Ihm wird klar, dass er eigentlich nur die Unternehmerrolle wahrnehmen sollte und in dem Moment fängt er an, die ganzen Aufgaben auf seiner ToDo-Liste anders zu betrachten. Er erkennt auf einmal, was eine Fachkrafttätigkeit ist, die er ja gar nicht mehr erledigen sollte. Und auch, welche Managementaufgaben er nach Möglichkeit auslagern sollte. Dadurch, dass er nun anders wahrnimmt, kann er anders handeln. Das Beste daran: Er braucht jetzt auch keinen mehr, der nebendran steht und ihn kontrolliert, sondern kann von ganz alleine zum richtigen Ergebnis kommen.
Genau deswegen ist die Entwicklung und das Verständnis von Wahrnehmungsmodellen so entscheidend. So habe ich die drei Meta-Modelle der Führung entwickelt. Das wären erstens der Zweck der Führung, zweitens die fünf Führungsstile und drittens die sieben Handlungsfelder. Alle drei Metamodelle sind von entscheidender Bedeutung für den Unternehmer. Wie diese im Detail aussehen, und wie deren Rolle in der Praxis aussieht, dazu mehr in den nächsten Blogeinträgen.
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