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COVID-19

Erfahrungen aus der Autokrise 2008/2009 – eine existenzielle Bedrohung für Unternehmen

Die Krise in der Autoindustrie 2008/2009 dauerte für uns exakt 12 Monate

Im Oktober 2008 war das Geschäft innerhalb einer Woche wie abgerissen, die Abrufe wurden drastisch reduziert und wir hatten rund 40% Umsatzrückgang. Das war eine existenzielle Bedrohung für das Unternehmen. Wir haben damals als Zulieferer Kunststoffformteile für die Autoindustrie hergestellt. Bei diesem Auftragseinbruch gab es zunächst nur eins: Kosten so schnell wie möglich runterfahren. Die Situation wurde offen mit den 70 Mitarbeitern kommuniziert. Wir haben 12 Monate lang Kurzarbeit angemeldet. Es gab 3 Entlassungen, alle anderen hatten die Zusage und die Sicherheit, dass wir weiter mit ihnen planen.

Es war eine gute Entscheidung, die Belegschaft zusammenzuhalten, denn im Oktober 2009 ging es mit der Auftragslage genauso drastisch wieder nach oben. Alle Kunden hatten ihre Lager leergeräumt und jetzt wurden dringend wieder Teile gebraucht. Die Produktion musste auf maximale Ausbringung hochgefahren werden. Ich war froh, dass ich meine komplette Mannschaft an Bord hatte und wir kurzfristig durchstarten konnten.

Durch die Kurzarbeit hatten die Mitarbeiter finanzielle Einbußen. Wichtiger war für sie die offene Kommunikation, die Zuversicht des Chefs und die Sicherheit des Arbeitsplatzes.

Übertragen wir das auf die heutige Coronakrise

Nehmen wir einen Messebauer. Das Geschäft bricht innerhalb einer Woche komplett ein, weil fast alle Messen verschoben oder abgesagt werden. In der Phase 1 ist das Wichtigste, dass die Kosten schnellstmöglich und drastisch reduziert werden. Denn das Unternehmen muss diese existenzbedrohende Phase überstehen. Die Mitarbeiter können möglicherweise an andere Unternehmen (z.B. Handwerker) „ausgeliehen“ werden (muss rechtlich geklärt werden). Über Kurzarbeit können ebenfalls die Personalkosten reduziert werden. Evtl. gibt es andere Kostenpositionen, die reduziert werden können.

Schon in dieser Phase gilt es, die Zeit nach der Krise im Hinterkopf zu behalten. Gegen Ende der Krise könnte die Phase 2 folgendermaßen verlaufen: Die ausgefallenen Messen werden in einem engen Zeitraum nachgeholt, d.h. es gibt mehr Messen als zu „normalen“ Zeiten. Hinzu kommt, dass der eine oder anderer Wettbewerber die Phase 1 nicht überstanden hat und nicht mehr am Markt ist. Auf die verbliebenen Messebauer kommt also noch mehr Arbeit zu. Hoffentlich ist die Belegschaft dann noch komplett.

Fazit: Zunächst muss dem Auftragseinbruch durch konsequente Kostensenkung begegnet und die Phase 1 muss überstanden werden. Parallel muss den Mitarbeitern die Zuversicht und die Sicherheit gegeben werden, dass es nach der Krise weiter geht und sie dabei bleiben werden. In Phase 2 könnte das Geschäft steil nach oben gehen und dann ist es wichtig, alle Mitarbeiter (wieder) an Bord zu haben.

Übrigens: Schon jetzt ist in einigen Bereichen eine Entspannung beim Facharbeitermangel zu bemerken. Wer es sich leisten kann, hat vielleicht demnächst die Chance, gute Mitarbeiter für sein Unternehmen zu gewinnen.

Der Erfahrungsbericht wurde verfasst von unserem Coach Jens Schließmeyer.

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