Der Unternehmer als Prototyp des selbstverantwortlichen Menschen
Unternehmer und Unternehmerinnen sind sozusagen der Prototyp des selbstverantwortlich handelnden Menschen. Dies ergibt sich bereits durch die Rahmenbedingungen: Sie sind für die Folgen ihres Tuns letztendlich verantwortlich und wenn ihr Tun nicht klug und durchdacht ist, dann werden sie irgendwann mit Insolvenz bestraft. Darin unterscheiden sie sich klar von Managern und Politikern, die allenfalls in krassen Ausnahmefällen (z.B. Gaddafi) persönlich zur Verantwortung gezogen werden. Und auch von Angestellten, die durch Arbeitslosenversicherung etc. zumindest einigermaßen abgesichert sind und bei Fehlern nur in groben Fällen direkt die Kosten dieser Fehler tragen müssen.
Diese Rahmenbedingungen bedeuten natürlich nicht, dass jeder einzelne Unternehmer die daraus resultierende Selbstverantwortung auch annimmt. Oft genug erlebe ich Unternehmer, die über Banken schimpfen, sich über unfähige Mitarbeiter beklagen oder die Konjunktur verantwortlich machen. Allerdings vergessen sie, dass sie selbst eine Strategie gewählt haben, die sie von Banken abhängig macht, dass sie den Mitarbeiter selbst eingestellt und eingearbeitet haben und dass die Konjunktur immer nur eine Durchschnittsgröße ist – denn selbst in der tiefsten Rezession gibt es immer auch Unternehmen, die wachsen.
Dennoch, unabhängig davon, ob der einzelne Unternehmer diese persönliche Verantwortung annimmt: In jedem Fall wird er von außen verantwortlich gemacht. Auch für Ereignisse, die zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht unmittelbar seinem Kontrollbereich unterliegen. (Wenn zu einem gegebenen Zeitpunkt die Liquidität nahe Null ist, kann der Unternehmer vielleicht in diesem Moment nicht mehr viel machen – aber er hätte, wie alle guten Unternehmer, bereits zu Beginn entsprechende Rücklagen anlegen können, die dafür sorgen, dass er gar nicht erst in diese Situation kommt. Insofern ist der Unternehmer, auch wenn er in der aktuellen Situation nichts tun kann, dennoch für die früheren Unterlassungen verantwortlich).
Werde ich als Unternehmer dafür sowieso von außen verantwortlich gemacht, dann ist es allemal besser, diese Verantwortung auch aktiv anzunehmen. Tut man dies, so findet man sich plötzlich in einem riesigen Raum der Freiheit wieder. Dieser Raum ist je nach mentalem Modell des Unternehmers unterschiedlich groß.
Klassifizierung: Die vier Unternehmer-Typen
Letztes Jahr habe ich die Unternehmer/innen, die bei mir Seminare besucht oder Coachings absolviert haben, klassifiziert. Dabei kristallisierten sich vier verschiedene Typen heraus. Alle unterscheiden sich auch und ganz wesentlich durch die Größe des Verantwortungsbereichs, den sie übernehmen.
1. Der problemorientierte Unternehmer
Auf der untersten bzw. ersten Ebene finden sich der problemorientierte Unternehmer. Gegenüber den meisten anderen Menschen hat er in einem „unternehmerischen Anfall“ bei der Gründung, wie Michael Gerber das nennt, den Schritt gemacht, die Verantwortung für sein Glück selbst zu übernehmen. Er hat ein Unternehmen gegründet. Aber die Haltung der Selbstverantwortung ist meist nicht sehr stabil. Dieser Unternehmer kämpft mit einem Problem. Dazu zählen Finanzprobleme, Probleme mit Kunden, Probleme mit Mitarbeitern, Zeitprobleme etc. Meist hat dieser Unternehmer mehrere Probleme gleichzeitig und hat er eines gelöst, wachsen zwei neue nach.
Für seine Probleme fühlt sich dieser Unternehmer nur selten selbst verantwortlich. Nahezu immer sind die anderen schuld, er sieht sich als Opfer. Natürlich nicht als hilfloses Opfer, sondern da gibt es ja ihn, der als der einsame Held, die Probleme löst, die die anderen schaffen. Ein Opfer 1. Klasse sozusagen. Und sieht er doch einmal die Verantwortung bei sich, dann in Bereichen, an denen er nichts ändern kann und sich hilflos fühlt.
Das Geheimnis auf dieser Ebene ist, dass es nicht an den Problemen liegt, sondern an der Sichtweise des Unternehmers. Die Nichtübernahme von Selbstverantwortung führt zwingend dazu, dass ihn die Probleme seines Umfeldes plagen. Unternehmer auf dieser Ebene haben in der Regel auch kein Ziel bis auf das, ihre Probleme loswerden zu wollen. Ein Ziel stellt die Probleme in einen anderen Zusammenhang und relativiert sie. Ein Ziel ist der erste Schritt zur Selbstverantwortung. Damit kommen wir zur zweiten Ebene.
2. Der Ego-Ziel-Unternehmer
Ein Ego-Ziel-Unternehmer will etwas für sich oder sein Unternehmen erreichen. Eine bestimmte Umsatzrendite, ein bestimmtes Ansehen, eine Marktposition o.Ä. Ich würde auch Qualitätsziele für Mitarbeiterzufriedenheit noch in diese Kategorie einsortieren – das bezieht sich zwar auf andere Personen als ihn selbst, aber auf andere innerhalb des Unternehmens. Ein Unternehmer mit dieser Zielstellung hat einen völlig anderen Blick auf Probleme als die erste Gruppe. Er lässt sich in der Regel nicht mehr von Problemen regieren und er ist derjenige, der die Richtung bestimmt. Unternehmer der ersten Gruppe fühlen sich meist ausgeliefert.
Der Ego-Ziel-Unternehmer übernimmt dagegen die Verantwortung für seine Ergebnisse und hat – bezogen auf seine persönlichen Ziele und die Ziele des Unternehmens – den Blick für Chancen.
Beide Gruppen eint eine traurige Gemeinsamkeit: Es interessiert sich fast niemand für ihr Problem oder ihr Ziel. Wer will sich schon den ganzen Tag die Probleme der Gruppe 1 anhören? Irgendwann noch nicht mal mehr der Lebenspartner… Und die Ego-Ziele interessieren auch nur die wenigen, die glauben, dass sie davon profitieren können. Und wenn sich kaum jemand dafür interessiert, dann wird auch kaum jemand unterstützen und dann entsteht keine Energie, die etwas vorantreibt.
3. Der Kundenziel-orientierte Unternehmer
Aus diesem Grund gibt es eine dritte Ebene, Unternehmer mit Kundenzielen. Hier will der Unternehmer seinen Kunden helfen, ihre Ziele zu erreichen. Und zwar nicht, um sich indirekt seine Ego-Ziele zu erfüllen, sondern weil ihm dies ein primäres Anliegen ist. Also „Wir bieten tollen Kundenservice, um zu wachsen/ zu überleben/ Profit zu machen“ ist ein Ego-Ziel, kein Kunden-Ziel! Das Kunden-Ziel ist: „Wir helfen unseren Kunden, weil uns dies ein Anliegen ist. PUNKT!“. Ein Kundenziel ist Selbstzweck. Und in dem Maß, wie ich in Zukunft meinen Kunden noch besser helfen will, muss mein Unternehmen natürlich wachsen – aber das Wachstum ist dann Mittel und nicht Zweck!
Sobald ich mich auf die Kunden-Ziele konzentriere, wird es sehr einfach, andere Menschen zu finden, die dieser Kundengruppe auch helfen wollen – Menschen wollen einen Beitrag leisten! Und sobald andere wirklich helfen wollen, entsteht Energie! Diese Unternehmen gehen in der Regel durch die Decke!
Auf dieser Ebene übernimmt der Unternehmer nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für seine Kunden. Die Referenzgröße seines Denkens, Fühlens und Handelns erweitert sich. Und wir erkennen: Sobald sich die Referenzgröße über das eigene Ego hinaus ausdehnt, fließt einem selbstverantwortlichen Menschen Energie zu.
4. Der Weltziel-orientierte Unternehmer
Auf der vierten Ebene agieren die Unternehmer, die Welt-Ziele erreichen wollen. Die mit ihrem Unternehmen (nicht mit separaten Stiftungen!) ein Anliegen verfolgen, das weit über die eigene Firma und ihre Kunden hinausreicht. Bekanntes Beispiel dafür ist sicher Mohammed Yunus, der mit seinen Mikrokrediten zunächst den armen Menschen in Bangladesch geholfen hat, aber darüber hinaus die Finanzierung von Kleinstunternehmern auf der ganzen Welt verändert hat. Hier fließt dem Unternehmen die Sympathie und die Energie von alleine zu.
Weltziele heißt nicht, dass die Ziele die ganze Welt betreffen müssen. Es kann auch „meine Welt“ sein, also die Region oder die Branche. Und Weltziele gibt es natürlich nicht nur auf der Ebene der Ökologie, des Sozialen, der Bildung oder der Gesundheit. Vermutlich liegen sogar die meisten Weltziele außerhalb dieser Bereiche, aber diese anderen Bereiche liegen dank des „politisch-korrekten“ Diskurses der Gutmenschen meist im Dunkeln. Auf lange Sicht (500 Jahre oder so) ist vermutlich ein Flug zum Mars für die Menschheit bedeutender als ein angenehmeres Leben für die Arbeitslosen heute.
Um diese vier Ebenen anschaulich zu machen und zu verdeutlichen, dass diese Ebenen auch für kleine Unternehmen sinnvoll sind, wähle ich das Beispiel eines Bäckers. Auf Ebene 1 will dieser Bäcker endlich mal seine Ruhe haben. Auf Ebene 2 will er vielleicht der beste Bäcker im Umkreis von 20 km werden. Auf Ebene 3 möchte er, dass seine Kunden das beste Frühstück im Umkreis von 20 km bekommen – dazu kooperiert er mit einem Fleischereifachgeschäft und erhält positives Feedback von seinen Kunden. Auf Ebene 4 setzt er sich das Ziel, dass in seinem Dorf die höchste Lebenserwartung in Deutschland gemessen wird. Das reicht weit über seine Kunden und seine engere Verantwortung hinaus, aber gerade dadurch entsteht wirkliche Energie. Und wenn er es schafft, mit dieser Vision die örtliche Schule, den Arzt, den Lebensmittelhändler und andere anzustecken, dann kann wirklich Großes entstehen! Dieser Unternehmer stiftet echten Sinn und entfacht Begeisterung.
Je größer ich also den Bereich wähle, für den ich mich verantwortlich fühle, desto mehr kann ich bewegen. Dabei geht es, wie obige vier Unternehmertypen zeigen, nicht um eine quantitative, sondern um eine qualitative Größe (Probleme, Ziele, Kundenwünsche, Welt). Und je mehr der Bereich sich ausdehnt, desto mehr ändert sich auch meine Wahrnehmung der Welt.
Das hat nebenbei, auch wenn es so anmutet, nichts mit dem Modell von Maslow zu tun. Maslow sagt vereinfacht: Erst das Fressen, dann die Moral. Auf das obige Modell übertragen müsste das heißen: Zuerst müsste man alle Probleme lösen, bis man sich ein Ego-Ziel setzen kann. Und erst, wenn man alle Ego-Ziele erreicht hätte, könnte man sich den Kundenzielen zuwenden usw. Dabei ist es genau umgekehrt: Erst wenn ich in der Lage bin, mental auf meine Ego-Ziele zu fokussieren, bekomme ich meine Probleme unter Kontrolle. Erst wenn ich in der Lage bin, auf Kunden-Ziele zu fokussieren, werde ich auch meine Ego-Ziele erreichen usw.
Was wir tun können – Wege zu mehr Selbstverantwortung
Wollen wir die Selbstverantwortung stärken, haben wir verschiedene Ansätze zur Verfügung: Der Schlüssel ist dabei immer das eigene Vorbild – dazu gleich mehr.
1. „Schiffe verbrennen“
Den ersten Ansatz nenne ich den „Schiffe verbrennen“-Ansatz: sich mutig den Rückweg abschneiden und sich bewusst zu 100 Prozent für die eigene Verantwortung entscheiden. Prototypisch kann man hier z.B. Wolfgang Grupp von Trigema nennen, der in Folge der Finanzkrise 2008 sein Unternehmen von einer GmbH in ein Einzelunternehmen umwandelte, was bei einer Insolvenz persönliche Haftung mit Haus und Hof bedeutet. Damit übernahm er bewusst und gezielt sämtliche Risiken als Person und setzte ein Zeichen gegen die Konsequenzenlosigkeit fehlerhafter Handlungen bei angestellten Managern oder Politikern.
Ein anderes Beispiel aus dieser Richtung: Ich selbst musste 2003 mit meinem ersten Unternehmen Insolvenz anmelden, hatte keinerlei Einkommen und einen sechsstelligen Euro-Betrag Schulden. Damit hätte ich zwar Sozialhilfe beantragen können, habe mich aber bewusst dagegen entschieden. Ich verzichtete also in einer Situation, die schlechter war als die vieler anderer Sozialhilfeempfänger, bewusst und freiwillig auf Geld, das mir gesetzlich zustand. Und zwar, weil ich wusste, dass mich dies aus meiner Selbstverantwortung entlassen hätte. War das leicht? Nein! Zwang es mich dazu, zu den Konsequenzen meiner Handlungen zu stehen? Ja! Führte es zu radikalen Änderungen meines Verhaltens? Ja.
Aus einem ähnlichen Grund arbeiten wir als Unternehmerberatung ganz bewusst nicht mit staatlichen Förderprogrammen: Wir wollen nur Kunden, die bereit sind, für ihre eigene Entwicklung eigene Mittel einzusetzen. Wer dazu nicht bereit ist, wird sich auch nur in Ausnahmefällen weiter entwickeln. Selbstverantwortung heißt eben auch, etwas einzusetzen.
2. Vorbilder suchen
Der zweite Ansatz besteht darin, sich Vorbilder zu suchen und Klagen im Keim zu ersticken. Ein wahres Beispiel betrifft einen jungen Mann, der unter den Top100-Tennisspielern in Deutschland gelistet wurde, bis er in Mexiko urlaubte. Dort versuchte er sich, jung und risikofreudig, als Klippenspringer wie die Einheimischen. Nach mehreren erfolgreichen Sprüngen verletzte er sich beim letzten Sprung. Er war querschnittsgelähmt und ist seither an den Rollstuhl gefesselt. Alle erklärten ihm, dass es mit seinem Spitzensport vorbei sei und er nun ein Sozialfall wäre. Diese Leute wollten ihm die Selbstverantwortung für die Gestaltung seines Lebens stehlen – sie hatten ja auch scheinbar die Realität auf ihrer Seite: Er brauchte ja schon, nachdem er lange geübt hatte, zwei Stunden, nur um sich anzuziehen.
Dieser junge Mann stand deshalb eben nun zwei Stunden früher auf. Er trainierte für einen neuen Leistungssport – Rollstuhl-Rugby – und wurde mehrfach zum besten europäischen Spieler seiner Klasse gewählt. Er begann wieder zu arbeiten und zwar als Verkäufer. Nicht am Telefon, sondern im Außendienst. War das für einen Rollstuhlfahrer beschwerlich? Natürlich! Dennoch arbeitete er sich zum Verkaufsleiter empor und ist heute einer der besten und bestbezahltesten Redner im deutschsprachigen Raum. Sein Name ist Boris Grundl.
Gab es bei ihm Momente, in denen ihm nach Jammern zumute war? Natürlich gab es die! Aber die Frage ist, welche Geisteshaltung auf Dauer die Oberhand gewinnt. Übernehme ich für mein Leben – auch wenn alle Zeichen gegen mich stehen – die Verantwortung? Und helfe ich, wenn ich es für mich geschafft habe, anderen, ebenfalls die Verantwortung zu übernehmen? Oder mache ich es mir scheinbar einfach und übergebe die Verantwortung an andere. Zum Glück lassen sich immer inspirierende Beispiele von Menschen finden, die die Verantwortung im Rahmen des ihnen Möglichen übernommen haben. Und damit den Rahmen des Möglichen auf das Unmögliche ausdehnten.
3. Selbst Vorbild sein
Der dritte Ansatzist der Ansatz, „selbst Vorbild zu sein“. Die letztlich verbreitetste und effektivste Methode zu lernen, ist andere zu imitieren. Kleinkinder machen das intuitiv und automatisch. Und Erwachsene auch – selbst dann, wenn sie es nicht wahrhaben wollen, weil es mit dem eigenen Autonomie-Weltbild unvereinbar erscheint. Will ich Selbstverantwortung lehren, so geht dies am besten über das eigene Vorbild. Und um Vorbild zu sein, bleibt kaum eine andere Möglichkeit als an sich selbst zu arbeiten.
Der nächste Schritt ist dann, sich auch öffentlich zu zeigen. Es gibt viele Unternehmer, die in ihrer Selbstverantwortung und Verantwortung für andere vorbildlich sind – nur weiß keiner davon. Beim letzten Unternehmerstars-Seminar im Juli sprachen wir über soziale Projekte, die Unternehmer fördern. Plötzlich erzählte jeder der Anwesenden von Projekten, die er schon unterstützt hatte. Aber warum erzählten sie das nicht schon vorher?
Damit verhindern diese Unternehmer geradezu, dass man sie imitiert. Dabei wäre es so wichtig, dass gerade Menschen, die Selbstverantwortung übernehmen, auch im Licht der Öffentlichkeit stehen. Wir Unternehmer können den Gegenpol bilden!
4. Ergebnisverantwortung übergeben
Damit kommen wir zum vierten Ansatz, der in den Bereich Vorbildfunktion hineinreicht: nämlich Ergebnisverantwortung zu übergeben. Sind wir immer nur Vorbild und übernehmen Aufgaben immer dann, wenn es kritisch wird, wieder von unseren Mitarbeitern, dann verhindern wir Verantwortung geradezu. Stattdessen ist es notwendig, Mitarbeitern die Verantwortung für Ergebnisse zu übergeben und diese Verantwortung auch einzufordern. Natürlich liegt nicht alles im Kontrollbereich der Mitarbeiter, so wie es bei uns auch nicht der Fall ist – die Frage ist dann eben, mit welcher Einstellung der Mitarbeiter damit umgeht und wie man dies als Unternehmer handhabt.
5. Sinn stiften
Als letzten Ansatz möchte ich anführen, Sinn zu stiften. Sinn ergibt sich immer durch einen Bezug außerhalb unseres Selbst und noch weiter, sogar außerhalb der eigenen sozialen Gruppe. Ich habe es als Unternehmer in der Hand, Sinnangebote in meinem Unternehmen zu schaffen. Der Schlüssel dazu ist eine kunden- oder weltorientierte Vision. In dem Maße, wie ich dies für mein Unternehmen schaffe, wird nicht nur mein eigenes Handeln in einen anderen Rahmen eingebettet, sondern in dem Maße schaffe ich auch einen anderen Denkrahmen für meine Mitarbeiter und sogar meine Kunden.
Dazu eine kleine Anmerkung: Es gibt viele Unternehmen, die ein tolles Unternehmensklima und die Mitarbeiter an Position eins stellen. Das hatte ich schon oben als Ego-Ziel innerhalb des Unternehmens beschrieben. Aber noch viel wichtiger: Indem ich die Mitarbeiter an Platz eins setze, verhindere ich, dass die Mitarbeiter einen Sinn in ihrer Tätigkeit empfinden: Sinn ergibt sich durch etwas, das über einen selbst hinaus reicht. Deswegen muss ich zwingend Kundenziele verfolgen, wenn ich meinen Mitarbeitern Sinnangebote machen will. Und ich muss zwingend Weltziele verfolgen, wenn ich auch meinen Kunden Sinnangebote machen will.
Nehmen wir den bereits erwähnten Bäcker. In dem Maße, wie er als Vision definiert, dass in seinem Dorf die höchste Lebenserwartung Deutschlands gemessen wird, gibt er seinen Mitarbeitern einen Denkrahmen außerhalb ihrer selbst und außerhalb des Bezugsrahmens der Bäckerei. Vielleicht kennt einer der Mitarbeiter den Arzt recht gut, ein anderer den Bürgermeister und ein dritter den Fleischermeister. Und der Ehemann einer Kundin ist vielleicht Lehrer an der Dorfschule. In dem Maße, wie aufgrund dieser breiten Vision auch der Denkrahmen der Mitarbeiter erweitert wird, erfolgt die Übernahme der Selbstverantwortung an dieser Stelle ganz automatisch.
Wir Unternehmer haben also eine Aufgabe, die weit über unser kleines Unternehmen hinaus reicht. Jeder von uns!
Und mit diesem Denkrahmen ist auch klar: Selbstverantwortung heißt wohl, dass man selbst verantwortlich ist und die Konsequenzen trägt. Aber Selbstverantwortung heißt nicht, nur für das eigene Selbst verantwortlich zu sein.
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7 Kommentare
Hallo Martin,
doch, ist der oben beschriebene Typ 2. Denkt an sich, sein Unternehmen und manchmal auch an seine Familie.
Liebe Grüße
Guck an Stefan und auf einen Unternehmer der sich auch einmal und seine Familie selber sieht bist Du noch heute nicht gekommen!
Ein sehr beeindruckender Vortrag!
Danke für diese wertvollen Inspirationen. Ein sehr gutes Beispiel für Weltziele finde ich Felix Finkbeiner, dessen Ziel es ist, dass in jedem Land 1 Mill. Bäume für den Klimaschutz gepflanzt werden. Sein Engagement kann man z.B. bei Wikipedia unter dem Stichwort Plant for the Planet nachlesen
Wenn das Dorf die höchste Lebenserwartung anstrebt, sollte der Bäcker den Fleischermeister aber weglassen ( da Veganer/ Vegetarier ohne Milchkonsum bekanntermaßen die höchste Lebenserwartung haben). Aber vielleicht sattelt der Fleischermeister ja auf europäische/ deutsche Sojaprodukte um. Das wäre dann wirklich eine sensationelle Entwicklung. D.h., der tiefere Sinn ergibt sich oft erst im Laufe des Tuns.
Eines nennt Stefan Merath doch immer mal wieder im Rahmen der Pflichtlektüre: die engpasskonzentrierte Strategie (Friedrich/Malik/Seiwert unter Buchbesprechungen). Ein anderes ist für mich das Modell der logischen Ebenen von Robert Dilts. Aber weder in den von Herrn Merath rezensierten Büchern von Dilts noch in der Adaption von Manuela Brinkmann, sondern in Dilts „Professionelle Coaching mit NLP“. Aber am besten ist es, wenn einen ein erfahrener NLPler durch die Ebenen hindurch führt. Die Chance, an wirklich gute Missionen, Visionen und Zugehörigkeiten zu kommen, ist dann am größten.
Trifft den Nagel auf den Kopf – wie so häufig. Was ich mir jetzt wünschte, sind praktische Instrumente, die einem helfen, sein „Weltziel“ zu erarbeiten.